Stage Image Alternative Text

Interview

„Geschlossenheit ist unsere Stärke“

Im Interview nimmt BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball Stellung zur aktuellen sportlichen Situation, beleuchtet die Abteilungen und wirft einen Blick auf die Mitgliederversammlung am 23. November in der Westfalenhalle.

Gegen Malaga gab es vor anderthalb Jahren zwei Tore in der Nachspielzeit – glauben Sie, dass der Mannschaft eine vergleichbare Aufholjagd in den noch ausstehenden Ligaspielen und damit ein Happy-End auf einem der vorderen Plätze gelingen könnte?
Unser Kader hat hohe Qualität. Ich hoffe und wünsche, dass wir von weiteren Verletzungen verschont bleiben und dass diejenigen Spieler, die bislang unter Verletzungen gelitten haben, so schnell wie möglich jene 100 Prozent des Leistungsvermögens erreichen, die erforderlich sind, um in einer so ausgeglichenen Liga Siege einzufahren. Wir sollten uns aber nicht damit beschäftigen, was Ostern oder am Ende der Saison sein könnte, sondern wir müssen uns auf den jeweils anstehenden Gegner fokussieren.

Mit vielen Verletzungen haben auch die Handballerinnen zu kämpfen. Sie stehen jedoch in der Tabelle nach wie vor sehr gut da, auch wenn sie Platz eins abgeben mussten.
Ich war selbst vor Ort, und es war furchtbar, mit ansehen zu müssen, wie sich unsere Spielerin Penda Maria Bönighausen, gerade mal zwei Minuten auf dem Feld, einen Kreuzbandriss zuzog und ebenso monatelang ausfallen wird wie zahlreiche ihrer Mitspielerinnen, denen ich auf diesem Wege ebenfalls beste Genesungswünsche übermittle. Ich habe der Abteilungsleitung grünes Licht gegeben, um personell nachzurüsten. In der Mannschaft steckt enorm viel Qualität und ein sehr positiver Geist. Die Art und Weise, wie die Angriffe gefahren wurden, obwohl kaum gewechselt werden konnte, hat mir imponiert. Dass Ildiko Barna ihr Geschäft versteht, hat sie bewiesen, bevor sie nach Dortmund kam. Ich erlebe die Trainerin als sehr professionell und bin zuversichtlich, dass die Mannschaft, wenn sie sich personell wieder stabilisiert hat, ein Wörtchen wird mitreden können ganz oben.

Ruhig geht es bei den Damen und Herren der Tischtennisabteilung zu – aber nicht minder erfolgreich.
Diese Abteilung arbeitet seit Jahren sehr lautlos, was Probleme anbelangt. Sie löst diese Probleme weitgehend selbständig, und wir sind sehr zufrieden, was dort passiert. Am vergangenen Wochenende hat die Mannschaft abermals ein wichtiges Spiel gewonnen und sich im oberen Drittel festgesetzt. Ihr und den anderen Teams wünsche ich viel Erfolg. Ähnlich wie bei den Handballerinnen wird viel Wert auf die Jugendarbeit gelegt.

Wenn Sie den Nachwuchs ansprechen, reden wir bitte noch einmal über Fußball: Die U17 wurde im Sommer Deutscher Meister, die U23 war die beste zweite Mannschaft Deutschlands, hat aber aktuell mit Problemen zu kämpfen.
Sie hat ebenso wie die Bundesligamannschaft zu viele Spiele unnötig verloren, obwohl sie im Spielverlauf die Weichen zunächst anders gestellt hatte. Auch hier verfügen wir aber über Qualität. Es entspricht der Philosophie von Borussia Dortmund, Spielern auf hohem Niveau Praxis zu geben, um sich so weiterzuentwickeln, dass ein Einsatz in der Bundesliga kein Risiko ist.

Wie bewerten Sie das Abschneiden der Jugendmannschaften?
Wir haben in den 90er Jahren Zeichen gesetzt, was die Erfolge anbelangt. Wir müssen aber unterscheiden, was den Mannschaftserfolg und was die Ausbildung der jeweiligen Spieler betrifft. Nicht immer spielen in den Teams die besten Akteure ihrer Altersstufe. Ob damals Nuri Sahin oder ob noch gar nicht so lange her Mario Götze – um mal zwei Namen zu nennen –,  werden immer wieder Spieler eine Altersklasse nach oben gezogen. Unsere A- und unsere B-Jugend nehmen dennoch aktuell den zweiten Tabellenplatz ein, und es macht Spaß, ihnen zuzugucken. Wer das Finale in Leipzig gesehen hat, dem wird nicht bange, was den Nachschub an Nachwuchs anbelangt.

Die Kommanditgesellschaft auf Aktien erweitert ihren Aufsichtsrat von sechs auf neun Mitglieder. Der Verein wird künftig nicht mit einem, sondern mit zwei Vorstandsmitgliedern dort vertreten sein. Unterstreicht der Zuwachs von einem Sechstel auf zwei Neuntel, dass der Verein innerhalb der KGaA stark bleibt?
Wir stellen nicht nur zwei Mitglieder, sondern in Gerd Pieper auch den Vorsitzenden dieses Gremiums. Wir wollen einem – wenn auch falschen – Eindruck entgegensteuern, dass durch die Kapitalerhöhungen und die Bildung strategischer Partnerschaften die Entscheidungsebene verlagert werden könnte. Das ist nicht der Fall. Die Geschäftsführungs-GmbH, die für das operative Geschäft maßgeblich ist, steht weiterhin zu 100 Prozent in der Inhaberschaft des eingetragenen Vereins, und es nicht beabsichtigt, auch nur ein Prozent davon abzugeben.

Auf der Mitgliederversammlung stehen Wahlen an, doch Veränderungen im Vorstand sind keine zu erwarten.
Ich habe dem Vorsitzenden des Wahlausschusses, Dr. Winfried Materna, den Vorschlag unterbreitet, sowohl Gerd Pieper als Stellvertreter des Präsidenten als auch Dr. Reinhold Lunow als Schatzmeister abermals der Mitgliederversammlung zur Wahl vorzuschlagen. Anderweitige Vorschläge sind bisher nicht bekanntgeworden. Und ich rechne auch nicht damit, weil beide in der Vergangenheit glänzende Arbeit geleistet haben. Das rechtfertigt allemal eine Wiederwahl für weitere drei Jahre. Das gleiche gilt für die Kassenprüfer Stefan Klos und Josef Schneck.

Trotz des fehlenden Erfolges in der Bundesliga hält der Mitgliederboom weiter an. Wöchentlich wächst die BVB-Familie um rund 200 weitere Mitglieder. Die Leute kommen also nicht nur im Erfolg...
... sondern auch dann, wenn es mal nicht so läuft. Das ist eine Stärke, die Mitglieder und Fans von Borussia Dortmund immer wieder mal bewiesen haben, als ihr Engagement gefordert war oder als sie es von sich aus an den Tag gelegt haben, wie es beispielsweise nach dem Spiel gegen Hannover 96 der Fall war, als die Mannschaft entgegen allen Üblichkeiten nicht ausgepfiffen, sondern von der Südtribüne gefeiert wurde. Das war ein starkes Zeichen, was die innere Geschlossenheit des BVB anbelangt.
Interview: Boris Rupert

Weitere News