Kein Bier für Rassisten Bierdeckel

Kein Bier für Rassisten – die FA-Initiative

„Kein Bier für Rassisten“ – unter diesem Motto haben unzählige fleißige Helfer*innen eine Million Bierdeckel an Kneipen, Bars und Restaurants im gesamten Dortmunder Stadtgebiet verteilt.

Überall dort, wo Fußball außerhalb des Stadions am intensivsten erlebt wird, aber auch überall dort, wo häufig leidenschaftlich diskutiert wird, vertreten Borussia Dortmund und die BVB Fan- und Förderabteilung mit dieser gemeinsamen Aktion eine klare Haltung. Die Gäste der Dortmunder Lokalitäten bekommen ihre Getränke gemeinsam mit einer eindeutigen Botschaft serviert: „Kein Bier für Rassisten – Fußball. Bier. Weltoffenheit.“

Die Dortmunder Kneipen- und Bierkultur ist weltbekannt – nicht umsonst wird die Heimat des BVB auch als „Bierhauptstadt“ bezeichnet. Zudem trägt der B.V. Borussia Dortmund e.V. aller Wahrscheinlichkeit nach den Namen einer damals sehr bekannten Dortmunder Brauerei. Leider wird Dortmund auch mit rassistischen Übergriffen und einer aktiven rechten Szene in Verbindung gebracht.

Borussia, Pils – und Nazis? Das passt nicht! Hier setzt die Initiative von Borussia Dortmund und der BVB Fan- und Förderabteilung an.

Neben der Symbolik des Bierdeckels, liefern der BVB und die BVB Fan- und Förderabteilung auch inhaltliche Argumente gegen jene rassistische Stammtischparolen, die leider allzu häufig in der Öffentlichkeit zu hören sind. Eine Webseite liefert harte Fakten gegen stumpfe Behauptungen: Über einen QR-Code auf der Deckelrückseite kann direkt vor Ort mit dem Smartphone eine ganze Liste an stichhaltigen Argumenten gegen rassistische Unterstellungen aufgerufen werden.

(Ex-)-BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball sagt dazu: „Borussia Dortmund, die BVB Fan- und Förderabteilung und alle BVB-Fans tragen Verantwortung, bei ausländer- und menschenfeindlichen Parolen nicht wegzuhören, sondern klar Stellung dagegen zu beziehen. Durch diese gemeinsame Aktion, die rechtem Gedankengut nicht nur plakativ sondern auch inhaltlich entgegen tritt, verdeutlicht die BVB-Familie einmal mehr ihre klare Haltung: für Toleranz und einen bunten BVB, gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.“

„Leider ist das Thema ‚Rassismus‘ auch in Dortmund aktuell wie nie. Wir wollen ein Zeichen dafür setzen, dass die menschenverachtende Weltanschauung dieser Leute nicht zu Dortmund passt“, sagt Tobias Westerfellhaus, Vorstandsmitglied der Fanabteilung.

Wie sehr dieses Thema die Fans beschäftigt, zeigt sich daran, dass auch der Fanclub BVB International e.V. auf die Idee kam, Gastronomen Bierdeckel mit einer antidiskriminierenden Botschaft zur Verfügung zu stellen. An dieser Stelle möchten Borussia Dortmund und die BVB Fan- und Förderabteilung nochmals ausdrücklich das Engagement des Fanclubs loben, sich in seiner Region aktiv gegen Rassismus einzusetzen.

Stammtischparolen

Wer kennt sie nicht: Platte, teils aggressive Behauptungen, hinter denen sich viel zu oft rassistische oder diskriminierende Botschaften verstecken. Stammtischparolen leben von groben Verallgemeinerungen und ihrem uneingeschränkten Wahrheitsanspruch. Anstelle von Logik und Argumenten bemühen sie Eindimensionalität und Vorurteile. Anstatt eine Diskussion anzuregen, werden stumpfe Behauptungen aneinandergereiht.

Was Stammtischparolen aber so gefährlich macht, ist, dass sie selten wirklich bemerkt und aufgegriffen werden. Viel zu häufig hören wir weg, wollen nicht wahrhaben oder denken erst hinterher darüber nach, was uns da zu Ohren gekommen ist.

Deshalb: Hört hin! Hinterfragt!

Gerade in Anbetracht der wachsenden Flüchtlingsströme haben sich die Debatten um das Asylrecht sowie die Unterbringung von Flüchtlingen enorm verschärft. In mehreren Städten tragen Neonazis ihren rassistischen Hass auf die Straße, agitieren gegen die Unterkünfte und treffen damit leider auch auf Sympathien in der Bevölkerung. Diese Politik der generellen Feindschaft gegen Migration pauschalisiert, befördert zutiefst irrationale Emotionen und schürt ein Klima der Angst. Dem treten wir entgegen: Mit unserer Aktion "Kein Bier für Rassisten" möchten wir aufklären, Ängste nehmen und dazu beitragen, dass auch BVB-Fans für eine solidarischere Gesellschaft eintreten, in der sich Menschen unterstützen, anstatt sich zu bekriegen.

Für einige der häufigsten Stammtischparolen findet ihr deshalb hier Fakten und Argumentationshilfen.

Die gesellschaftlichen Diskussionen machen nicht vor den Stadiontoren Halt, sie beschäftigen alle. Vor allem aber betreffen sie alle! Armut und Reichtum etwa kommen spätestens bei der Debatte über die Ticketpreise auf den Tisch. Angst und Ressentiments gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe oder sexueller Orientierung als die eigene werden immer wieder thematisierbar. Natürlich kann man darüber schwadronieren, dass das nicht ins Fußballstadion gehöre, dass wir uns davon nicht beeinflussen lassen wollten, dass wir in erster Linie unseren Verein unterstützen wollen. Fakt ist, dass wir selbst in den neunzig Minuten, die unserem Klub gehören, in der Realität stehen - so sehr wir uns vielleicht auch eine Auszeit davon wünschen.

Das ist die eine, die politische Seite des Geschehens. Sie ist untrennbar mit der sportlichen Seite verbunden, denn Sport ist kein politisch luftleerer Raum. Die Bedingungen, unter denen er stattfindet, entscheiden wir alle – gerade als Fans. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht aufhören, auf die Dinge hinzuweisen, die neben dem Platz schief und zu Lasten der Betroffenen gehen. Denn ihre Rechte werden genauso auf den Prüfstand gestellt, ihre Lebensführung genauso beeinflusst, ihre Privilegien genauso beschnitten wie die aller anderen Menschen.

Jede Wahrheit findet einen Dummen, der sie verdreht. Mindestens. Kein Tabu, kein Verbot und keine Phrase hindern einen Menschen in Deutschland seine Meinung zu sagen, so weit hergeholt sie auch sein mag. Wenn jemand derartiges von sich gibt, weiß er eigentlich, dass er sagen kann, was er will. Hinter diesem Satz verbirgt sich aber viel mehr: nämlich das Vorurteil! Das, was das Gegenüber da von sich gibt, ist ja meist nichts als ein plumpes Vorurteil. Es gibt nichts und niemanden, der es ihm verbietet, dieses Vorurteil zu verbreiten, außer Offenheit, Vernunft und Anstand. Wer diese Phrase nutzt, lässt all dies hinter sich und möchte unreflektiert seine plumpen, meist nicht einmal aus eigener Erfahrung erwachsenen, sondern irgendwo aufgeschnappten Vorurteile verbreiten. Festzuhalten bleibt: Da das öffentliche Hinausposaunen von Meinungsmüll laut Grundgesetz nicht unter Strafe steht, ist die Behauptung, doch wohl noch irgendwas sagen zu dürfen, in den meisten Fällen leider richtig.

Zensur gibt es in Deutschland nicht, auch wenn einige Zeitgenossen in Deutschland davon faseln. Das Grundgesetz besagt in Artikel 5:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“

Der kleinste gemeinsame Nenner aller BVB-Fans ist die Unterstützung unseres Ballspielvereins. Die Werte unseres Vereins stehen in der Vereinssatzung:

„Der Verein fördert die Funktion des Sports als verbindendes Element zwischen Nationalitäten, Kulturen, Religionen und sozialen Schichten. Er bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität eine sportliche Heimat.“  (§2 Abs. 3 Vereinssatzung BV. Borussia 09 Dortmund e.V.)

Wer diese Werte nicht teilt, ist kein Teil unserer Vereinsgemeinschaft. Deswegen haben Menschen, die diskriminierendes Gedankengut ins Stadion tragen, bei der Borussia nichts verloren.

Rassismus ist ein Alltagsphänomen. Für Rassismus stehen in Deutschland nicht nur Glatzen in Bomberjacken und Springerstiefeln, sondern auch die Nachbarn, die sich über die vermeintlich kriminelle rumänische Familie im Haus gegenüber aufregen. Es sind auch Borussen, die Nuri Sahin nach einem Fehlpass als „Türkenschwein“ beschimpfen. Seine vermeintliche Herkunft und sein kultureller Hintergrund spiegeln in diesem Moment unabhängig von seinem persönlichen Verhalten „den Türken“ wider. Nuri Sahin wird dabei auf seine Nationalität reduziert. Mit solchen Aussagen erhebt man sich selbst über all die, die eben nicht so sind, wie man selbst. Das ist der Kern aller rassistischen Aussagen. Und genau deshalb ist Rassismus ein Problem unserer Gesellschaft, das wir so lange thematisieren müssen, wie Immigranten als kriminell betitelt werden und Spieler unserer Mannschaft mit ihrer Herkunft für ihre Fehler einstehen müssen.

Und dann folgen die üblichen Klischees:

„Schau doch mal, wie das kriminelle Pack in der Nordstadt lebt. Und wir müssen dafür zahlen.“

„Sie nehmen uns allen unsere Arbeit weg.“

„Die wollen sich doch alle gar nicht integrieren.“

Häufig werden diese Behauptungen mit dem Nachsatz „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ gestärkt. An solchen Äußerungen wird deutlich, welch rassistisches Gedankengut sich wirklich hinter der Aussage versteckt. Ein Rassist genannt werden möchte man dafür jedoch nicht, denn der Sprecher versteht sich als guter Bürger, der sich nur zu sagen traut, was seiner Meinung nach sowieso alle denken. Dabei sind in den Aussagen die rassistischen Vorurteile und das ausländerfeindliches Gedankengut nicht zu überhören. Diese intolerante Haltung gesteht sich der Gesprächspartner jedoch nicht ein. Umso wichtiger, ihn darauf anzusprechen und nicht einfach wegzuhören!

Rassismus hat viele Facetten, Sprache ist eine davon. Wo nicht unterschieden wird zwischen Migranten und Flüchtlingen, Asylbewerbern und Menschen mit Migrationshintergrund kann keine sachliche Debatte entstehen. Deshalb sollte man sich zunächst klarmachen, worüber man eigentlich spricht.

Asylbewerber sind Menschen, die in einem fremden Land um Aufnahme und Schutz vor politischer, religiöser oder geschlechtsspezifischer Verfolgung beantragen.

Alle Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, werden als Flüchtlinge bezeichnet. Ganz gleich, ob aus wirtschaftlicher Not, politischer, rassistischer, religiöser oder geschlechtsspezifischer Verfolgung oder vor dem (Bürger-)Krieg. Das Genfer Abkommen sieht Wirtschaftsflüchtlinge nicht als Teil dieser Definition.

Migranten sind aus unterschiedlichen Gründen in ein Land eingewandert und leben in diesem dauerhaft, vorübergehend, gelegentlich oder ausschließlich.

Spricht man von Menschen mit Migrationshintergrund werden die hier geborenen Kinder von Migranten mit einbezogen. Laut statistischem Bundesamt sind das „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alls in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.“

Wir sind mitverantwortlich für die Bedingungen, die Menschen in die Flucht treiben. Die Politik der westlichen Industriestaaten ist nicht an allem schuld, aber: In einer Welt, in der global gehandelt und Politik gemacht wird, ist nicht zu leugnen, dass wir mitverantwortlich für die Bedingungen sind, die Menschen in die Flucht treiben. Im Übrigen: Dass Zuwanderung den deutschen Staat Geld kostet, ist falsch. Man errechnete 2014, dass Menschen ohne deutschen Pass im Schnitt pro Jahr 3300 Euro mehr an Steuern zahlen, als sie an staatlichen Leistungen erhalten. Menschenrechte zu beachten kostet Geld. Und das können wir uns leisten. Zudem können Flüchtlinge viel leisten - wenn man sie lässt. Auch Flüchtlinge wollen lernen und arbeiten, viele von ihnen sind beruflich qualifiziert. Flüchtlinge zu schützen ist jedoch eine humanitäre und völkerrechtliche Verpflichtung, die keiner Kosten-Nutzen-Rechnung unterliegen darf.

Dann ist es verwunderlich, dass Arbeitslosenquote von Ausländern mit 15% fast doppelt so hoch wie die deutscher Bürger (8%) ist. Arbeit ist keine Ware, die zugeteilt werden kann. Unternehmen schreiben Stellen aus, prüfen Bewerbungen und suchen sich ihre Mitarbeiter entsprechend ihrer Qualifikation aus. Wer sich beklagt, ein Ausländer würde nun gerade „seinen“ Arbeitsplatz einnehmen, gesteht damit indirekt ein, dass dieser Mensch möglicherweise fleißiger oder qualifizierter ist oder schlicht besser den Anforderungen des Unternehmens entspricht als er selbst.

Abgesehen von ihrer Qualifikation dürfen Asylbewerber zunächst neun Monate lang gar nicht in Deutschland arbeiten. Erst nach Ablauf dieser Frist kann die Arbeitsagentur einer Beschäftigung zustimmen. Allerdings muss dafür sichergestellt sein, dass die Stelle nicht adäquat mit einem EU-Bürger besetzt werden kann. Gerade in strukturschwachen Regionen bedeutet das ein faktisches Arbeitsverbot. Darüber hinaus schaffen Ausländer in Deutschland auch Arbeitsplätze. Rund 240.000 selbstständige Ausländer beschäftigen ca. 600.000 Arbeitnehmer.

Zudem ist die Rechnung, jemand würde einer anderen Person den Arbeitsplatz wegnehmen, zu platt. So etwas lässt sich nicht einfach „eins gegen eins“ rechnen. Denn zum einen schaffen besetzte Arbeitsplätze auch neue Arbeitsplätze, zum anderen sieht es in der Realität leider so aus, dass die große Mehrheit der Arbeitsmigranten in den untersten Berufssparten landet. Das heißt, sich als nächtliche Putzkräfte und unterbezahlte Pflegerinnen verdingen zu müssen – Jobs, die die deutsche Bevölkerung zu großen Teilen nicht übernehmen möchte. Ausländer bilden hier also einen Puffer am unteren Ende der sozialen Skala – und werden im Krisenfall auch noch als Erste entlassen.

Solche Aussagen zeugen von der Angst vor Überfremdung. Auslöser dafür ist das Gefühl, Deutschland nehme unverhältnismäßig viele Flüchtlinge auf. Richtig ist: In Deutschland werden die meisten Asylanträge in Europa gestellt. Das sagt zum einen aber nichts darüber aus, wie viele davon tatsächlich angenommen werden. Zum anderen ist Deutschland eins der größten und wohlhabendsten Länder Europas. Setzt man die Asylanträge in Relation zur Bevölkerungszahl liegt Deutschland europaweit sogar nur auf Rang zehn (Wesentlich mehr Anträge werden in Belgien, der Schweiz und Malta gestellt. In Schweden sind es sogar fünfmal so viel wie hierzulande.

Viel wichtiger aber ist die Tatsache, dass aufgrund der demografischen Entwicklung Deutschland Zuwanderung braucht. Nach heutigem Stand befände sich 2040 die Hälfte der Bevölkerung im Rentenalter, stoppten wir die Zuwanderung. Das gesamte Sozialversicherungssystem geriete aus den Fugen. Gleichzeitig verlieren wir bis dahin zehn bis 20 Millionen Fachkräfte im erwerbsfähigen Alter. Deutsche allein werden diese Lücke niemals schließen können. Beispielsweise im Jahr 2013: 885.000 Menschen nicht deutscher Staatsangehörigkeit sind in diesem Jahr eingewandert (darunter übrigens nur 109.000 Asylsuchende, das sind gerade einmal 12 Prozent. Es wanderten aber auch 367.000 Deutsche aus. Experten aus Wirtschaft und Politik sind sich einig, dass selbst ein Zuwanderungsplus von rund einer halben Millionen Menschen pro Jahr (wie 2013) nicht ausreicht, um unsere Renten in Zukunft abzusichern.

Zunächst ist es nicht verwerflich, aus wirtschaftlichen Gründen umzuziehen. Zwischen 1989 und 1998 zogen fast zwei Millionen Ostdeutsche nach Westdeutschland, um ihren Lebensstandard zu erhöhen. Niemand fand oder findet das schändlich. Zu unterstellen, dass Menschen, die aus Kriegsgebieten flüchten, aufgrund ihrer Religion verfolgt werden oder schlicht Hunger leiden, nur nach Deutschland kommen, um den Sozialstaat auszunutzen, zeugt schlicht von Unkenntnis. Umso erschreckender, dass laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (2014) fast 30 Prozent der Deutschen dieser Aussage zustimmen. Dabei waren vor rund 70 Jahren erst Menschen gezwungen, aus unserem eigenen Land zu flüchten um ihr Leben zu retten.

Die Menschen, die aus Ländern wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan in Richtung Europa kommen, setzen sich kaum leichtfertig in ein marodes Boot, lassen Angehörige zurück und bezahlen dubiose Schlepper mit ihrem letzten Ersparten in der Hoffnung auf den Bezug von Sozialleistungen (sofern sie überhaupt wissen, dass es diese gibt). Flüchtlingen außerhalb von Europa ist es aufgrund des Schengener Abkommens überhaupt nur schwer möglich, nach Deutschland zu kommen. Wir nehmen 1,5 Flüchtlinge pro 1.000 Einwohner auf, im Libanon(!) sind es hingegen 178. Zudem erhalten Menschen, die als Asylbewerber nach Deutschland kommen zunächst nur eine Geldleistung, die weit unterhalb des Hartz IV-Satzes liegt, nämlich 40 Euro Taschengeld im Monat. Dazu ein Mindestkontingent für Essen, Wohnen und Körperhygiene.  Ein Anspruch auf Sozialleistungen hat in den ersten drei Monaten niemand – eine Maßnahme übrigens, um den Sozialtourismus einzudämmen. Darüber hinaus dürften Asylbewerber in Deutschland zunächst für neun Monate nicht arbeiten. Wirklich keine Bedingungen, für die man leichtfertig seine Heimat verlässt.

Eine sehr schnelle und einfache Behauptung. Dabei sprechen wissenschaftliche Studien zu diesem Thema Bände: Aus einer Untersuchung der IW Köln aus dem Jahr 2012 geht beispielsweise hervor, dass die Gewaltkriminalität bei Ausländern um 1,5 Prozent gestiegen ist und bei Deutschen um 12,3 Prozent. Migranten sind vielmehr ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Viele Migranten sind hochqualifiziert und tragen dazu bei den Fachkräftemangel in Deutschland einzudämmen

Besonders positiv auf die Innovationskraft Deutschlands wirkt sich aus, dass rund 10 Prozent aller erwachsenen Zuwanderer über einen Hochschulabschluss in einem MINT-Fach verfügen. Sie sind also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik qualifiziert. Bei den Rumänen und Bulgaren liegt dieser Anteil bei gut 8 Prozent, während es in der Gesamtbevölkerung nur 6 Prozent sind. Wesentlich dramatischer ist, dass viele dieser Abschlüsse von deutschen Behörden nicht anerkannt werden oder Flüchtlingen enorme bürokratische Hürden überwinden müssen, um überhaupt eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.

Nichtsdestotrotz bleibt festzuhalten, dass Menschenrechte kein veräußerbares Gut sind. Das Recht auf ein Leben in Frieden und Wohlstand ohne Folter und Armut hängt eben nicht davon ab, ob jemand wirtschaftlich ertragreich arbeitet. Es ist schlickt eine historische Errungenschaft und sollte auch als solche verteidigt werden.

Ohne Straftaten zu entschuldigen oder zu verharmlosen, kann diese Aussage als unsachlich eingestuft werden. Bereits der Begriff „Extremismus“ ist in der Sozialwissenschaft sehr umstritten, da es sich bei vermeintlich „linken“ Forderungen zumeist um die Einforderung von normalem Menschenverstand handelt. So werden Aussagen wie „Refugees welcome“ (Flüchtlinge willkommen) oder „Nazis raus“ oft als „links“ bezeichnet, drücken aber lediglich Grundforderungen einer demokratischen Gesellschaft aus, die sogar im Grundgesetz verankert sind (Artikel 16a GG).

Auch muss die Qualität der Vergehen der jeweiligen Personengruppen unterschieden werden. Während Straftaten, die dem „linksextremen“ Spektrum zugerechnet werden, zumeist Sachbeschädigungen oder Verstöße gegen das Versammlungsgesetz (Beispielweise bei Sitzblockaden gegen Neo-Nazi Demonstrationen) umfassen, begehen Rechtsextreme sehr häufig Gewalttaten. Diese beginnen bei der Einschüchterung von „linken“ Aktivisten, was häufig mit öffentlichen „Outing-Kampagnen“ oder „Hausbesuche“ zum Ausdruck gebracht wird. Allerdings schrecken Rechtsextreme auch nicht vor Körperverletzungs- und Tötungsdelikten zurück, was die Terrorakte des NSU auch der breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht haben. Neben diesen weithin bekannten Terrorakten, starben im Zeitraum von 1990 bis 2012 in Deutschland 174 Menschen infolge rechtsextremer und rassistischer Gewalt. Diese Zahl stellt jedoch lediglich eine Dunkelziffer dar, da viele von Rechtsextremen Ermordete nicht als Todesopfer politisch rechts motivierter Gewalt in den staatlichen Statistiken verzeichnet sind.

Es mag richtig sein, dass unsere Generation keine unmittelbare Schuld am Holocaust trägt, aber unsere Nation trägt eine große Verantwortung. Aus der Schuld der vielen Deutschen im Zweiten Weltkrieg ergibt sich für uns die Verantwortung, sich gegen dieses Gedankengut zu stellen und Folgerungen zu ziehen, wohin diese Denkweise führen kann. "Die Würde des Menschen ist unantastbar" – so heißt es in Artikel 1 des Grundgesetzes aus dem Jahr 1949. Deutlicher geht es wohl kaum.

"Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird." (Richard von Weizsäcker)

Menschenfeindliches und verbrecherisches Verhalten wird nicht besser, wenn man es gegeneinander aufrechnet. Das grenzt an Kindergarten-Niveau. Der Holocaust wurde in Deutschland geplant und von Deutschen durchgeführt. Das ist auf traurige Weise einzigartig. Deshalb tragen wir bis heute eine Schuld, und die Verantwortung gegenüber der Vergangenheit verlangt eine Bekämpfung rechtsextremer und rassistischer Tendenzen. Wer Verbrechen relativiert, vergisst. Diesen Fehler darf niemand machen!

Die Verbrechen der NS-Diktatur dürfen nicht bezweifelt werden. Das war ein Regime, in dem nichts gut war – außer vielleicht mal das Wetter zu dieser Zeit. Frauen waren nichts wert, wurden ausgenutzt. Wer nicht „rassisch rein“ und „erbgesund“ war, bekam Probleme. Die Wirtschafts- und Sozialpolitik im Nationalsozialismus war untrennbar mit Kriegsvorbereitung und Vernichtungspolitik verbunden. Außerdem ist vor allem die These vom Verkehrsexperten Adolf Hitler falsch. Die Idee entstammt nämlich wie so vieles aus der Zeit der Weimarer Republik.

Den Reichtum der Menschheit bilden unsere Vielfältigkeit und die Unterschiede des einzelnen Individuums. Jedes Lebewesen sucht in der kurzen Zeit auf dieser Erde ein kleines Stück Glück und Liebe. Wie können wir uns das Recht herausnehmen, unsere eigene Weltanschauung und unsere eigene Sexualität als die einzig richtige auszurufen? Gestehen wir jedem anderen das zu, was wir uns auch für uns selbst wünschen, dann wird die Welt ein ganzes Stück besser. Homosexuelle sind, wie alle Menschen, auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Liebe zu einem anderen Menschen ist immer positiv.

„Homosexualität ist natürlich. Im Tierreich wurde bei mindestens 1500 Arten homosexuelles Verhalten beobachtet, bei 500 Tierarten sind die Befunde wissenschaftlich gut dokumentiert. Homosexualität zieht sich dabei von Spinnen bis zu Elefanten, von Löwen bis zu Zwergkakadus. Bei letzteren liegt die Homosexuellenquote sogar bei 40 Prozent.

Und schon Aristoteles berichtete vor rund 2300 Jahren von einer Gruppe Hyänen, denen er beim gleichgeschlechtlichen Liebesspiel zusah.“

Wer sagt denn, dass ein echter Kerl nicht schwul sein kann? Und was ist die genaue Definition eines -echten Kerls-?  Fest steht, dass Homosexualität seit jeher eine Form menschlicher Sexualität ist. Schon in der Antike wurde gleichgeschlechtlich geliebt. Das zeigen zahlreiche bildliche und literarische Quellen. Ob ein echter Kerl nun homo- oder heterosexuell ist spielt gar keine Rolle. Wie sagte einst Adi Preißler: -Entscheidend is auf'm Platz!- Es zählt die Leistung. Und da zeigen genügend Beispiele aus der Vergangenheit, dass auch große Fußballspieler schwul sein können. Wie ist es sonst zu erklären man sich es sonst, dass ein schwuler Spieler großen Anteil an der deutschen Meisterschaft seines Vereins hatte und darüber hinaus mit der Nationalmannschaft Vize-Europameister geworden ist?  Oder hätte gerade Thomas Hitzlsperger, der wegen seines festen Schusses auch „Hitz the Hammer“ genannt wurde, ernsthaft während seiner aktiven Karriere die Männlichkeit abgesprochen? Die sexuelle Orientierung gibt keinerlei Aufschluss über echte oder weniger echte Kerle!