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„Aki Schmidt war ein schwarzgelbes Aushängeschild“

„Er wird uns fehlen!“ Wolfgang Paul, Vorsitzender des Ältestenrats von Borussia Dortmund, „kann es noch nicht fassen. Aki hat bis zum Schluss geglaubt, dass es nochmal bergauf geht“. Doch Alfred Schmidt hat seinen letzten Kampf heute nach kurzer, aber schwerer Krankheit verloren. Einer der größten Borussen aller Zeiten ist im Alter von 81 Jahren gestorben.

Der „Berghofener Junge“ absolvierte 25 Länderspiele für Deutschland, nahm an der WM 1958 teil und war der erste Dortmunder überhaupt, der eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft als Kapitän aufs Feld führte. Mit dem BVB wurde er Deutscher Meister 1957 und 1963, Pokalsieger 1965 – und war Taktgeber auf dem Weg zum Europapokalsieg 1966.

„Aki Schmidt war ein schwarzgelbes Aushängeschild“, sagt Präsident Dr. Reinhard Rauball über einen Mann, der sportlich eine Ära prägte und sich bis zuletzt aktiv ins Vereinsleben einbrachte. „Dieser Tag ist für die gesamte BVB-Familie unendlich traurig“, äußerte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke: „Ich erinnere mich an viele sportliche Sternstunden dieses unfassbaren Fußballers und an wunderbare Momente, die wir auch in den vergangenen Jahren miteinander verbracht haben.“ Wolfgang Paul, der mit Schmidt 1966 den Europapokal der Pokalsieger gewann, ruft „viele schöne Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben, auf dem Platz und außerhalb“ ins Gedächtnis und meint: „Aki hat mit seinem Schifferklavier und seinem Dortmunder Witz immer für Unterhaltung gesorgt.“

Von Berghofen zum Borsigplatz

Aki Schmidt blickte auf ein bewegtes, aber erfülltes Leben zurück, auf eine Kindheit voller Leid und Entbehrungen. Aufgewachsen im ausgebombten Vorort Berghofen. „Ich bin ein Straßenfußballer. Es gab nichts anderes für uns. Wir mussten immer schnell in den Luftschutzkeller, wenn die Sirenen heulten.“ Als er sein Elternhaus in Schutt und Asche sah, „habe ich einen Entschluss gefasst: Hier müssen wir rauskommen. Meine Eltern konnten nicht helfen. Ich konnte Fußball spielen. Viele hatten diesen Traum, irgendwann für Borussia zu spielen. Ich wusste: Ich kann es packen, wenn ich knallhart arbeite, in dieser Traumelf zu spielen, in der Elf meiner Idole, die ich verehrt habe.“

Der Einstand endete mit einer Enttäuschung; einer Enttäuschung, die ihn vielleicht noch stärker machte. Als Trainer Helmut Schneider jedenfalls die Elf für das Finale um die Deutsche Meisterschaft 1957 formierte, benannte er jene Namen, die im Vorjahr den Titel gewonnen hatten. Für Aki Schmidt, damals schon Nationalspieler und ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor, um überhaupt das 57er Endspiel zu erreichen, war daher kein Platz. „Das war nach dem Krieg die schlimmste Erfahrung, die ich machen musste, weil ich nicht wusste: warum? So ungerecht konnte die Fußball-Welt doch nicht sein! Ohne überheblich klingen zu wollen: Ich war doch einer der besten Spieler dieser Mannschaft – und wurde nicht aufgestellt.“

Diese Nachricht war nicht nur ein Schlag für Jungnationalspieler Schmidt. Auch für den Bundestrainer. „Sepp Herberger rief mich an und sagte am Telefon: Wir kommen da wieder raus. Er sagte wirklich wir. Und dann: Wir spielen nächste Woche in Berlin, und da brauche ich Sie, Aki! Herberger war wie ein Vater für mich.“ Einige Wochen zuvor, am 3. April 1957, hatte Schmidt in Amsterdam einen großartigen Einstand in der Auswahl des amtierenden Weltmeisters: Ihm gelang der 2:1-Siegtreffer gegen die Niederlande.

Schmidt prägte eine goldene Epoche

Aki prägte fortan mit seiner Borussia eine goldene Epoche. Er führte Borussia Dortmund in die nationalen Endspiele von 1961, Deutscher Vizemeister nach einem 0:3 gegen den 1. FC Nürnberg, 1963 Deutscher Meister durch ein 3:1 gegen den 1. FC Köln und im gleichen Jahr Vize-Pokalmeister nach 0:3 gegen den HSV. Im legendären Europacup-Wettbewerb 1963/64 zog er die Fäden, als Borussia am 4. Dezember 1963 im Achtelfinal-Rückspiel den amtierenden Titelträger der Landesmeister, Benfica Lissabon, mit sage und schreibe 5:0 Toren eliminierte. Und Schmidt nahm als Kapitän von Borussia Dortmund nach einem 2:0-Sieg im Finale von 1965 gegen Alemannia Aachen den DFB-Pokal in Empfang

Zur Saison 1965/66 gab es einen Trainerwechsel – und einen Wechsel beim Kapitänsamt. „Fischken Multhaup und Heinz Stork“ – damals eine Art Teammanager – „wollten Wolfgang Paul zum Kapitän machen, damit ein weiterer Spieler größere Verantwortung übernahm, und damit dem Vorbild der Nationalmannschaft mit Hans Schäfer und Fritz Walter folgen. Ich hatte damit überhaupt kein Problem. Wolfgang wuchs mit dieser Aufgabe, war ein vorbildlicher Kapitän.“

Nach Stationen über Floriana La Valetta, ZSKA Sofia, Atlético Madrid und Titelverteidiger WestHam United erreichte Borussia Dortmund am 5. Mai 1966 das Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger. Gegner war die schier übermächtig erscheinende Mannschaft des FC Liverpool. Trainer Willi Multhaup gab seinen Jungs nach dem Mittagessen mit auf den Weg: „Von zehn Spielen gegen diesen Gegner“ ... „gewinnt Ihr nur eins“, erinnert sich Aki Schmidt und vollendet den Satz: „Aber dieses eine Mal wird heute sein! Er hat eine Spielersitzung abgehalten, wie ich sie nie zuvor und nie danach erlebt habe.“ Eine Mannschaft im Wortsinn zwang den großen Favoriten in die Knie. 2:1 nach Verlängerung.

Aki blieb dem Verein immer treu

Schmidt blieb seiner Borussia immer treu, von 1956 bis 1968 als Spieler. Von 1997 an war er als Fanbetreuer und Stadionführer dabei. „Als ich 1957 im Endspiel nicht dabei war, wurde ich überschüttet von Angeboten, weil viele dachten: Jetzt geht er weg. Das habe ich nicht gemacht, weil ich eng verbunden bin mit Dortmund, und weil Borussia immer mein Verein war.“

Sein Verein wird ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren. Für das kommende Heimspiel gegen den FC Bayern München wird bei der DFL eine Gedenkminute beantragt.
Boris Rupert

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