Spielbericht
Zu zehnt 3:1 – BVB glänzt und kämpft bei der „Zittergala“
Es berichtet Boris Rupert
Unterstützt von gut und gerne 5.000 BVB-Fans machte der BVB das letzte Spiel vor Weihnachten zunächst zu seinem Spiel, war in Halbzeit eins komplett tonangebend und ging mit einem Dreierpack von Malen (25.), Beier (28.) und Brandt (30.) innerhalb von weniger als fünf Minuten mit 3:0 in Führung. Der Ball lief hier wie am Schnürchen. Wolfsburg war mit dem Halbzeitstand noch gut bedient. Doch mit Wiederanpfiff änderten sich die Kräfteverhältnisse. Denis Vavro schaffte in der 58. Minute das 1:3, und kurz danach flog Pascal Groß vom Platz. In Unterzahl aber brachten die Borussen den Vorsprung mit großer Leidenschaft ins Ziel.
Ausgangslage:
Wolfsburg hatte zu Hause nur acht Punkte gesammelt (fünf weniger als zum vergleichbaren Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit), Dortmund vier der sechs Auswärtsspiele in dieser Saison verloren und war insgesamt seit acht Partien in der Fremde sieglos. Schwarzgelb hatte zehn der vorangegangenen zwölf Bundesligaspiele gegen Wolfsburg gewonnen und in allen 54 Duellen (33 Siege, elf Remis, zehn Niederlagen) mehr als doppelt so viele Tore erzielt (116) wie der VfL (57).
Personalien:
Es gab zwei Wechsel im Vergleich zur Partie vor einer Woche gegen Hoffenheim: Julian Brandt und Donyell Malen begannen an Stelle von Yan Couto und Giovanni Reyna, der gegen die TSG den einzigen Dortmunder Treffer erzielte. Es war übrigens die gleiche Startelf wie am 29. Oktober im DFB-Pokal, als sich der BVB nach 120 Minuten mit 0:1 geschlagen geben musste. Brandt war nach vier verpassten Pflichtspielen, von denen Borussia keines gewann, wieder mit dabei. Es fehlten der angeschlagene Marcel Sabitzer sowie Niklas Süle, Julian Ryerson und Kjell Wätjen, der am Samstag bei der U23 am Ball war.
Taktik:
Die Übergänge waren fließend zwischen 4-3-3 und 4-1-4-1 beim BVB. Beier rückte ins offensive Zentrum, rechts an die Seite von Brandt. Beide wurden dahinter zentral abgesichert von Nmecha. Allrounder Groß besetzte die Rechtsverteidiger-Position; Can, Schlotterbeck und Bensebaini, der die Ecken schoss, komplettierten die Viererkette. Gegen den Ball wirkte Beier auf einer Höhe neben Guirassy, staffelte sich der BVB dann in einer 4-4-2-Formation. Wolfsburg stellte zunächst ein 3-3-2-2 entgegen, das sich tief in die eigene Hälfte zurückzog, dort in einem 5-3-2- (später 5-4-1)-Verband sortierte und erst diesseits der Mittellinie presste. Gittens traf meist auf zwei Gegenspieler: Baku und Fischer.
Spielverlauf & Analyse:
Die mutige Aufstellung mit fünf Offensivspielern (Wolfsburg drei) spiegelte sich unmittelbar auf dem Rasen wider. Bereits nach 80 gespielten Sekunden hatte Brandt links am Fünfer eine gute Einschussmöglichkeit, setzte den Versuch aber über den Querbalken. Nach einer Viertelstunde versuchte er es auf Höhe des Elfmeterpunkts mit einem Schuss aus der Drehung. Borussia präsentierte sich entschlossen, gewann in der Anfangsphase 65 Prozent der Zweikämpfe, machte das Spiel (64% Ballbesitz), stieß dabei auf eine massierte Deckung, sicherte die Angriffe aber gut ab, so dass der VfL nach Balleroberung nicht freie Bahn hatte.
Nach Vorarbeit von Brandt und Gittens hatte der im Strafraum freigespielte Guirassy in der 18. Minute das 1:0 auf dem Fuß, doch er geriet in Rücklage und ließ die Großchance liegen. Das war das einzige Manko: Keiner der ersten vier Abschlüsse (Wolfsburg bis dahin null) in den ersten 20 Minuten kam auf den gegnerischen Kasten. Aber der erste Schuss, der aufs Tor kam, war dann drin…
Vavro trat Brandt im Laufduell im Strafraum in die Wade. Hier hätte es Elfmeter geben können. Schiedsrichter Jöllenbeck entschied stattdessen auf Eckball, den Bensebaini auf den recht ungedeckten Malen servierte, der die Kugel im Fünfmeterraum über die Linie drückte (25.). 193 Sekunden später erhöhte Beier auf 0:2. Brandt sah die freie Fläche, Beier lief perfekt in den Raum und schlenzte die Kugel aus halblinker Position mit dem rechten Außenrist an den linken Innenpfosten. Und es kam noch besser: Can und Malen setzten Beier auf dem rechten Flügel ein, der gab zurück auf den im Rückraum lauernden Brandt, der aus 15 Metern flach zum 0:3 einschoss (30.). Angesichts von 7:0 Torschüssen – die jüngsten drei saßen – war dieser Zwischenstand völlig verdient. Svanberg gab in Minute 34 den ersten (Kopf-)Ball für Wolfsburg ab, Kobel parierte.
Die Gastgeber stellten zur zweiten Hälfte um auf Viererkette (4-3-3) und brachten in Tiago Tomas und Lukas Nmecha zwei offensiv ausgerichtete Akteure. Der Bruder von Felix Nmecha war vier Minuten nach Wiederanpfiff auf dem Weg zum Anschlusstreffer, tauchte frei vor Kobel auf, doch der parierte überragend zur Ecke. In dieser Phase war der BVB hinten zu offen. Auch Amoura kam zu einer guten Gelegenheit (53.). Dann war es Vavra, der nach einer Ecke per Kopf auf 1:3 verkürzte (58.), weil er auf überhaupt keine Gegenwehr traf.
Es war ein komplett anderes Spiel in dieser Phase, und Borussia musste aufpassen, dass die „Wölfe“ das Momentum nicht komplett auf ihre Seite zogen. Groß kam bei einem Klärungsversuch gegen den durchgebrochenen Nmecha eine Fußspitze zu spät und sah die Rote Karte (62.). Anton komplettierte die Viererkette; Malen musste weichen. Auf der anderen Seite wurde Schlotterbeck nach einer Ecke im Strafraum umgerissen. Hier keinen Elfmeter zu geben, war eine sehr großzügige Auslegung der Regeln (65.)…
Die Mannschaft biss sich nun in ein Spiel, das sie 45 Minuten lang beherrscht hatte. Im 5-3-1 schmiss sie sich in jeden Zweikampf. Von Brandt geschickt, zwang Gittens VfL-Schlussmann Grabara zu einer Parade (69.). Couto ersetzte den ausgepumpten Beier (75.). Der BVB war zwar tief eingeschnürt in die eigene Hälfte, ließ aber lange keine VfL-Chance zu, auch wenn die Hausherren die Torschussbilanz nach 84 Minuten ins Plus (11:10) gedreht hatten. Es gab acht Minuten Nachspielzeit. Aber auch die brachten die zehn Schwarzgelben ins Ziel.
Ausblick:
Der BVB hat von allen Klubs die kürzeste Winterpause: In 19 Tagen geht es bereits weiter. Am Freitag, 10. Januar (20:30 Uhr), gastiert Bayer Leverkusen im SIGNAL IDUNA PARK.
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 15. Spieltag
Sonntag, 22. Dezember 2024, 17:30 Uhr
VFL WOLFSBURG – BORUSSIA DORTMUND 1:3 (0:3)
VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer (46. Tiago Tomas), Vavro, Koulierakis – Baku, Arnold, Maehle (86. Kaminski) – Svanberg (46. L. Nmecha), Gerhardt (75. Özcan) – Wind, Amoura (86. Wimmer)
Bor. Dortmund: Kobel – Groß, Can, Schlotterbeck, Bensebaini – F. Nmecha – Beier (75. Couto), Brandt (86. Reyna) – Malen (64. Anton), Guirassy, Gittens (86. Adeyemi)
Bank: Müller, Zesiger, Dardai, Behrens – Meyer, Duranville, Kabar, Azhil
Tore: 0:1 Malen (25., Bensebaini), 0:2 Beier (28., Brandt), 0:3 Brandt (30., Beier), 1:3 Vavro (58., Arnold)
Eckstöße: 10:4 (Halbzeit 0:3), Chancenverhältnis: 2:7 (0:6)
Schiedsrichter: Jöllenbeck (Müllheim/Baden), Rote Karte: Groß (62., Notbremse), Gelbe Karten: Koulierakis, Gerhardt, Vavro – Malen, Couto
Zuschauer: 28.917 (ausverkauft), Wetter: zunächst trocken, dann regnerisch, 4 Grad