Spielbericht
Zehn Dortmunder feiern 2:1-Sieg in Bremen
Aus Bremen berichtet Boris Rupert
Vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion war der BVB in der ersten Halbzeit sehr effektiv und nutzte in Person von Donyell Malen (21.) und Jadon Sancho (38.) zwei von drei Chancen zu einer 2:0-Führung, musste aber den kompletten zweiten Durchgang in Unterzahl bestreiten, denn Marcel Sabitzer sah die Rote Karte (45.+1). Justin Njinmah verkürzte 20 Minuten vor Schluss auf 1:2, doch die Schwarzgelben verteidigten den Sieg mit großer Leidenschaft.
Ausgangslage:
Achter gegen Vierter. Borussia hatte nur eins der vorangegangenen zehn Bundesliga-Spiele gegen Werder verloren, aus Bremen in den zurückliegenden drei Saisons jeweils drei Punkte mitgenommen. Die Grün-Weißen hatten nur eins ihrer jüngsten vier Ligaspiele für sich entscheiden können; die Schwarzgelben waren seit sieben Runden in der Fremde ungeschlagen.
Personalien:
Der BVB musste nur noch auf Sébastien Haller verzichten; Gregor Kobel (nach Verletzung) und Donyell Malen (nach Gelbsperre) waren zurück im Team und ersetzten im Vergleich zum Auswärtssieg am vergangenen Wochenende in Berlin Alexander Meyer und Karim Adeyemi (beide Bank). Felix Nmecha zählte erstmals seit dem 11. November 2023 wieder zum Kader.
Taktik:
Schwarzgelb agierte in der gewohnten 4-2-3-1-Grundordnung, bei Ballbesitz mit einem aus der Doppelsechs ein deutliches Stück nach vorn positionierten Sabitzer. Sancho besetzte den linken Flügel, zog zu Beginn häufig ins Zentrum und sogar weit nach rechts. Damit überlagerte der BVB mehrfach die rechte offensive Flanke. Bremen spielte im 3-3-2-2-System. Gegen den Ball stellte der SVW hinten eine Fünferkette, überließ dem BVB dann in einer 5-3-2-Formation den Ball und auch weite Teile des Spielfelds. Erst auf Höhe der Mittelline begannen die Attacken, die nach Balleroberung mit weiten Schlägen nach vorn zu schnellen Umschaltaktionen führten.
Spielverlauf & Analyse:
Mit den hohen Ballbesitzanteilen – 71 Prozent nach gut einer Viertelstunde – wussten die Borussen zunächst nicht allzu viel anzufangen, denn Werder stand in der Defensive kompakt und kam selbst zur ersten Torchance: Nach einem Schnittstellenpass tauchte Ducksch halbrechts im Strafraum frei vor Kobel auf und versuchte es dann per Heber, doch Kobel ließ sich nicht überraschen (7.).
Dann aber fand der BVB Lösungen und Räume, kam mehrfach am und im Strafraum zum Abschluss. Und der vierte Schuss saß! Nach Süles Steilpass zog Brandt am Strafraum ab, Zetterer parierte, Malen setzte nach und sich in Bedrängnis auf engstem Raum durch: Sehenswert traf der Holländer mit einem Seitfallzieher zum 0:1 (21.). Nach einer halben Stunde scheiterte Brandt nach Füllkrugs Hereingabe mit einer Direktabnahme im Fünfer am Torwart; allerdings hätte ein Treffer vermutlich nicht gezählt, denn die Abseitsfahne ging nach oben.
Es war ein interessantes, ein offenes, ein von beiden Seiten mit hoher Intensität geführtes Spiel. Njinmah traf das Außennetz, allerdings war Kobel im bedrohten Eck. Die Borussen verteidigten insgesamt aufmerksam und schalteten nach Balleroberung gegen aufgerückte Bremer schnell um. Füllkrug leitete einen solchen Ball weiter auf Brandt, der weiterleitete auf Sancho. Der Engländer zog von links nach innen, ließ Malatini aussteigen und traf ins kurze Eck (38.).
Aber auch Werder blieb gefährlich, diesmal mit einem Freistoß durch Ducksch, den Kobel zur Ecke lenkte (44.). Es lief schon die Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Sabitzer in der Bremer Hälfte einen Vorstoß der Gastgeber stoppen wollte, Weiser von hinten traf und von Schiedsrichter Aytekin mit „Rot“ vom Platz gestellt wurde.
Beide Mannschaften stellten mit Beginn des zweiten Durchgangs taktisch um. Bremen attackierte nun viel höher und viel aggressiver. Mit der Hereinnahme von Hummels für Malen staffelte sich der BVB in einer 5-3-1-Formation mit Ryerson und Maatsen außen sowie Süle, Hummels und Schlotterbeck im Zentrum der Abwehrkette. Can verteidigte zentral davor, Brandt und Sancho besetzten die Halbräume im Mittelfeld hinter Füllkrug.
Bremen machte Druck. Ducksch versuchte es per Volleyabnahme, schoss knapp am rechten Pfosten vorbei (53.). Weiser zielte genauer, doch Kobel war rechtzeitig im bedrohten Eck (58.). Nur selten schaffte der BVB Entlastung. Can setzte einen gefährlichen Distanzschuss ab (55.), Füllkrug wurde im letzten Moment von Jung gestoppt (60.).
Nach 65 Minuten veränderten die Trainer abermals die Statik. Bremen brachte einen weiteren Angreifer (Kownacki), beim BVB kamen Adeyemi und Özcan für Füllkrug und Brandt. Nun war es ein 5-2-2 bei Borussia mit Sancho und Adeyemi vorn. Doch diese Formation hielt den Zwei-Tore-Vorsprung nur kurz. Zum ersten Mal stand man ungeordnet, als Schmid alleine durch war, links im Strafraum den Blick hatte für den mitgelaufenen und freistehenden Njinmah, der zum 1:2 einschob (70.).
Zwei Minuten später hätte Adeyemi den alten Abstand wieder herstellen können, als er frei vor Zetterer auftauchte, aber mit dem Versuch eines Hebers scheiterte. Und auch gegen Hummels‘ Kopfball war der Bremer Schlussmann reaktionsstark auf dem Posten (82.). In der sechsten Minute der Nachspielzeit traf Bensebaini das Außenetz. Auf der anderen Seite wurde Weisers Schuss zur Ecke geblockt (79.), landete ein Ducksch-Freistoß aus 17 Metern in der Dortmunder Mauer (90.+3)}
Ausblick:
Nach dem Auswärts-Doppelpack folgt ein Heimspiel-Doppelpack: am Mittwoch (21 Uhr) gegen PSV Eindhoven und am Sonntag (17:30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt.
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 25. Spieltag
WERDER BREMEN – BORUSSIA DORTMUND 1:2 (0:2)
Werder Bremen: Zetterer – Malatini (65. Veljkovic), Stark (83. Alvero), Jung – Weiser, Lynen, Agu (79. Bittencourt) – Schmid (84. Woltemade), Stage (65. Kownacki) – Ducksch, Njinmah
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Süle, Schlotterbeck, Maatsen (84. Bensebaini) – Sabitzer, Can – Malen (46. Hummels), Brandt (65. Adeyemi), Sancho (74. Nmecha) – Füllkrug (65. Özcan)
Bank: Pavlenka – Keita, Hansen, Groß – Meyer, Reus, Moukoko, Bynoe-Gittens
Tore: 0:1 Malen (21., Brandt), 0:2 Sancho (38., Brandt), 1:2 Njinmah (70., Schmid)
Eckstöße: 11:3 (Halbzeit 3:2), Chancenverhältnis: 7:7 (3:3)
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach), Rote Karte: Sabitzer (45.+1, grobes Foulspiel), Gelbe Karten: Schmid – Schlotterbeck, Adeyemi
Zuschauer: 42.100 (ausverkauft), Wetter: trocken, 6 Grad