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Wahlen und Anträge: (Fast) Einstimmigkeit bei Mitgliederversammlung
Der DFB-Pokal der Männer sowie die Meisterschale der Handball-Frauen zierten die pandemiebedingt erste Mitgliederversammlung seit zwei Jahren. 606 der 157.191 Vereinsmitglieder waren anwesend. Im Jahr 2021 hat es bis heute übrigens trotz 5.200 Austritten und 1.800 Ausschlüssen einen Zuwachs von insgesamt 1.402 Neu-Mitgliedern gegeben.
Die gebündelte Versammlung für zwei Geschäftsjahre war von großer Harmonie geprägt. Dr. Lunow wurde einstimmig gewählt, bei der Wahl Möllmanns gab es eine Enthaltung. Auch die beiden Anträge auf Satzungsänderung wurden mit überwältigender Mehrheit gebilligt, zunächst die „Einführung eines Grundwertekodex‘“ als Eckfeiler für das Handeln der Mitglieder mit einer Gegenstimme beschlossen.
Für den Fortbestand des Profisports unter dem Dach des eingetragenen Vereins und damit für die Zukunft der Bundesliga-Handballerinnen sowie der Zweitliga-Tischtennisspieler ist eine Änderung der Beitragsordnung unabdingbar, da beide Abteilungen einerseits auf der Einnahmeseite (Eintrittsgelder, Sponsoring) die Größenordnung von 45.000 Euro überschreiten und somit in den steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb fallen, andererseits aber nicht kostendeckend arbeiten. Vor der Pandemie konnten solche Verluste durch Dividenden-Zahlungen und Gewinnausschüttungen aus der KGaA ausgeglichen werden. Sie dürfen es aber nicht durch Mitgliedsbeiträge. Durch eine teilweise Umwidmung in eine Umlage ist – in enger Abstimmung mit den Finanzbehörden – nun eine Lösung gefunden worden, die die Gemeinnützigkeit nicht gefährdet. Mehrkosten kommen auf die Mitglieder nicht zu! „Wir haben eine epochale Entscheidung getroffen, so dass es weitergehen kann bei zwei erfolgreichen Abteilungen“, sagte Präsident Dr. Reinhard Rauball nach der erfolgten Abstimmung (keine Gegenstimme, vier Enthaltungen).
Die Beitragsordnung sieht nun vor:
Bis zur Hälfte der (...) erhobenen Beiträge können nach Maßgabe eines jährlich zu fassenden Vorstandsbeschlusses von der laufenden Finanzierung der Vereinstätigkeit ausgenommen und als Umlage dazu verwendet werden, Verluste, die im abgelaufenen Geschäftsjahr in steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben im sportlichen Bereich, insbesondere bei der 1. Mannschaft Damen-Handball, entstanden sind, auszugleichen. Die Höhe der Beiträge einschließlich Umlage bleibt zusammengerechnet in diesem Fall unverändert.
In seinem letzten Bericht als Schatzmeister des Ballspielvereins präsentierte Dr. Reinhold Lunow einen gesunden, weiterhin schuldenfreien Verein, der das Geschäftsjahr 2019/20 bei einem Umsatz von 9,5 Mio. Euro mit einem Verlust von 237.000 Euro, das Geschäftsjahr 2020/21 (Umsatz 9,1 Mio. €) mit einem Gewinn von 12.000 Euro abschloss. Dividenden und Ausschüttungen der BVB Geschäftsführungs GmbH sanken von 805.000 Euro (2018/19) über 306.000 Euro (2019/20) auf die Zahl null im abgelaufenen Jahr. In das „kurz vor der Wiedereröffnung“ stehende Borusseum wurden drei Millionen Euro investiert.
Bemerkenswert: Weder der e.V. noch die KGaA haben in der Pandemie Mitarbeiter entlassen oder in Kurzarbeit schicken müssen. „Wir müssen weiterkämpfen, um die riesigen Herausforderungen im Griff zu behalten“, erklärte Hans-Joachim Watzke: „Corona wird uns am Ende nicht umschmeißen!“ Trotz addiert 117 Mio. Euro Verlust in den Pandemie-Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 auf Seiten der KGaA „sind wir in einer guten Situation, weil wir in den vergangenen Jahren immer sorgfältig mit erlöstem Geld umgegangen sind“. Watzke ließ durchblicken, dass er dafür kämpfen wird, dass Geisterspiele nicht zurückkehren: „Wir wollen uns nicht in Kollektivhaft nehmen lassen mit Regionen, in denen die Impfrate deutlich niedriger ist als bei uns in Nordrhein-Westfalen. Noch hat es keine Auffälligkeiten gegeben, die mit einem Spiel von Borussia Dortmund unter freiem Himmel in Zusammenhang stehen.“
Mit langanhaltendem Applaus verabschiedete die Mitgliederversammlung Gerd Pieper, der aus gesundheitlichen Gründen nicht zugegen sein konnte. „Gerd Pieper war 13 Jahre lang Vizepräsident von Borussia Dortmund und hat unseren Verein in den vergangenen 18 Jahren im Aufsichtsrat der KGaA repräsentiert – in 17 dieser 18 Jahre als Vorsitzender dieses wichtigen Gremiums“, betonte Dr. Rauball und bedankte sich: „Er hat sich mit großem persönlichem Engagement mit seiner umsichtigen und besonnenen Art für die Belange von Borussia Dortmund eingesetzt.“ Piepers Nachfolger Reinhold Lunow stellte heraus: „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Vorstandskollegen bei einem der größten Vereine der Welt über einen solch langen Zeitraum vertrauensvoll zusammenarbeiten und dann auch noch zu Freunden werden.“
Neu im Präsidium sitzt Bernd Möllmann. Der Bankkaufmann war zu Beginn der Versammlung für 50 Jahre (!) Vereinsmitgliedschaft geehrt, später ins Amt des Schatzmeisters gewählt worden. Möllmanns Nachfolge an der Spitze der Tischtennisabteilung wird zeitnah geregelt. Als Nachfolger von Günter Kutowski ist Roman Weidenfeller – gemeinsam mit Peter Noisten – zum Kassenprüfer gewählt worden. Zu den vier vom Vorstand bestellten Mitgliedern des Wirtschaftsrats Ute Wolf, Reinhold Schulte, Thomas Westphal und Prof. Dr. Volker Gruhn entsandte die Mitgliederversammlung Dr. Winfried Materna, Michele Puller, Dr. Thomas Steg und Oliver Hermes.
Boris Rupert