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Vierter BVB-Sieg in Serie – „Wir können noch viel mehr!“
Entscheidend war ein Kniff von Edin Terzic. Nachdem es in der ersten Hälfte nur wenige Chancen, und die überwiegend nach Standards, gegeben hatte, fand der Trainer in der Halbzeitansprache nicht nur die richtigen Worte, sondern auch die richtigen Mittel. Der Gegner wirkte überrascht von einem Dreier-Aufbau mit Emre Can hinter der Abwehr mit deutlich vorgezogenen Innenverteidigern.
Dass dieser Maßnahme der 19 Jahre junge Jamie Bynoe-Gittens zum Opfer fiel, tat dem Trainer ein Stück weit leid. „Es hatte nichts mit seiner Leistung zu tun“, betonte Terzic: „Er war sogar noch einer der aktivsten in der ersten Halbzeit.“ Der Grund für die Auswechslung des Außenstürmers: „Wir wollten Jule Brandt zusätzlich im Zentrum haben, um da eine Überzahlsituation zu schaffen.“
Innerhalb von fünf Minuten drehte seine Mannschaft, die zur Pause mit 1:2 hinten gelegen hatte, die Begegnung. Eine Folge der taktischen Umstellung – „Wir wollten zu dritt aufbauen, so dass Emre das Spiel vor sich hat und etwas tiefer steht als die beiden anderen Innenverteidiger“ – führte zu jener Szene in Minute 49, als Innenverteidiger Mats Hummels jenseits der Mittellinie von Emre Can angespielt auf Felix Nmecha passte, der weiterleitete auf den noch weiter vorrückenden zweiten Innenverteidiger, Nico Schlotterbeck. Was dann folgte, war ein Traumtor, ein perfekter Distanzschuss ins Berliner Gehäuse. „Im Training trifft er den Ball nicht so gut“, meinte Terzic mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Ich haue drauf – dass er so reingeht, war sehr gut“, sagte Schlotterbeck kurz und bündig und resümierte: „In der zweiten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir haben sehr häufig die Positionen gewechselt, wir waren sehr agil auf dem Platz, Marco und Julian waren super in den Zwischenräumen.“
Die angesprochenen Reus und Brandt sorgten für das sensationell herausgespielte 3:2. Im eigenen Strafraum klärte Julian Brandt eine Flanke von Christopher Trimmel, Marco Reus unterstrich dann sein herausragendes Spielverständnis. Schon bei der Ballannahme in der eigenen Hälfte hatte er den Blick für Brandt, er trieb den Ball in genau dem Tempo nach vorn, das erforderlich war, dass Brandt im Sprint vorbeiziehen konnte. Was folgte war formvollendet: Pass genau in den Lauf, kurzer Kontakt und ein Schuss auf Kopfhöhe des gegnerischen Torwarts – unhaltbar.
„Wenn wir die Bälle in den gefährlichen Bereich bringen, sind wir auch gefährlich“, erklärte Mittelstürmer Niclas Füllkrug, der das 1:0 in dieser Begegnung erzielt hatte. Er stellte heraus, „mit welcher Wucht und mit welcher Energie wir die zweite Halbzeit angegangen sind: Wir spielen dann richtig super Fußball“.
Bayer Leverkusen und Bayern München können am heutigen Sonntag in der Tabelle noch an Borussia Dortmund vorbeiziehen. Der BVB verbringt die Länderspielpause somit auf Platz vier (oder besser) und will in zwei Wochen den Trend weiter fortsetzen. „Wir sind auf einem ordentlichen Weg“, betonte Nico Schlotterbeck, „aber wir können noch viel mehr.“
Boris Rupert