Spielbericht
BVB erkämpft 3:1-Sieg in Hoffenheim
Aus Sinsheim berichtet Boris Rupert
Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Prezero-Arena ging der BVB durch Tore von Niclas Füllkrug (18.) und Marco Reus (45.+3) zweimal in Führung und verteidigte sie in Unterzahl ab der 71. Minute nach Ramy Bensebainis Ampelkarte bis in die siebenminütige Nachspielzeit. Hier setzte Julian Ryerson mit einem phantastischen Solo den Schlusspunkt (90.+5).
Ausgangslage:
Zum dritten Mal hintereinander traf der BVB auf einen Gegner, der in der Tabelle einen Punkt und einen Platz besser platziert war. Nach den Erfolgen beim SC Freiburg und gegen den VfL Wolfsburg ging es gegen ein Team, das mit einer Serie von vier Siegen im Rücken antrat. Zwölf Punkte nach fünf Spieltagen bedeuteten den besten Saisonstart für die TSG Hoffenheim. Schwarzgelb war saisonübergreifend seit 13 Spieltagen ungeschlagen und hatte die jüngsten vier direkten Duelle gegen die TSG allesamt gewonnen.
Personalien:
Bis auf Marcel Sabitzer, Thomas Meunier und Mateu Morey, die zeitnah ins Mannschaftstraining zurückkehren sollen, stand der komplette Kader zur Verfügung. Im Vergleich zum Spiel gegen Wolfsburg (1:0) gab es lediglich eine Änderung in der Startelf: Donyell Malen ersetzte Jamie Bynoe-Gittens (Bank).
Taktik:
Mit hohem Pressing, an dem sich vier Spieler beteiligten, setzte die in einer 3-3-2-2-Ordnung sortierte TSG den BVB im Aufbau früh unter Druck. Hummels und Co. fanden jedoch spielerische Lösungen, so dass Borussia schnell in die 4-2-3-1-Grundordnung fand. Brandt, der seinen Wirkungskreis auf der rechten Seite hatte, zog immer wieder ins Zentrum zu Reus. Im Aufbauspiel der Hoffenheimer ließ sich Kramaric ins Mittelfeld fallen, stattdessen orientierten sich die Außen Skov und Bebou auf eine Linie zu Beier.
Spielverlauf & Analyse:
Durch das sehr mutige Anlaufen der Gastgeber war es zunächst ein wildes Spiel, über das die Dortmunder nach knapp einer Viertelstunde immer mehr Kontrolle erlangten und nun auch zu Chancen kamen. Nach einem abgefangenen Hoffenheimer Angriff spielte Özcan den Ball halblinks in die Spitze auf Malen, der mit einem starken Antritt Kabak stehen ließ, mit seinem Abschluss aber an Baumann im TSG-Tor scheiterte (15.). Drei Minuten später setzte Brandt Hoffenheims Abwehrchef Brooks nach einem Einwurf der Heimmannschaft unter Druck, eroberte den Ball, passte auf Füllkrug, der freie Bahn hatte und zum 0:1 einschoss (18.).
Mit einem Fehlpass auf Stach leitete ausgerechnet der in den vergangenen Wochen so starke Hummels den Ausgleich ein. Den durchbrechenden Hoffenheimer versuchte Hummels mit einer Grätsche vor dem Strafraum stoppen, traf aber nur den Gegner. Das Foul war unstrittig, der Ort jedoch nicht. Der Schiedsrichter zeigte auf den Punkt. Kramaric verlud Kobel und traf zum 1:1 (25.). Hoffenheim war fortan optisch sehr präsent, baute die Torschussbilanz bis kurz vor dem Halbzeitpfiff auf 9:3 aus, doch den letzten Akzent in diesem abwechslungsreichen ersten Spielabschnitt setzte der BVB: Der vierte Torschuss führte zur dritten Torchance – und zum zweiten Tor. Malen setzte sich stark auf der rechten Seite durch, passte scharf nach innen, Baumann ließ nach vorne abprallen, Reus reagierte blitzschnell und artistisch: Per Seitfallzieher traf der Routinier sehenswert zum 1:2 (45.+3).
Keine drei Minuten waren nach Wiederanpfiff gespielt, als Kramaric auf dem rechten Flügel auf wenig Widerstand traf. Prömel kam am Fünfmeterraum unbedrängt zum Kopfball, doch Kobel war sensationell schnell unten und verhinderte mit Hand und Fuß das 2:2. In Minute 51 trat Skov zum Freistoß an und traf aus 18 Metern die Querlatte. Der BVB war in dieser Phase mit dem Glück im Bunde, schaffte dann aber etwas Entlastung, allerdings noch keine wirkliche Spielkontrolle. Zudem kam Hektik auf. Vogt sah Gelb für einen Schubser gegen Hummels, Skovs Ellenbogenschlag gegen Ryerson zuvor war ungeahndet geblieben.
Nach gut einer Stunde kam Adeyemi für den fleißigen Brandt, kurz darauf Can für den Gelb-Rot gefährdeten Nmecha. Mit dem ersten Wechsel verbunden war die Hoffnung, über Konter gefährlich nach vorne zu kommen. Denn einen BVB-Torschuss hatte es im zweiten Durchgang noch nicht gegeben.
Ab der 71. Minute war der BVB in Unterzahl. Wegen Ballwegschlagens sah der bereits verwarnte Bensebaini die Gelb-Rote Karte. Es war eine sehr kleinliche Entscheidung. Der ebenfalls vorbelastete Vogt sah für seinen Schlag ins Gesicht von Adeyemi nicht Gelb-Rot; Schiedsrichter Badstübner bezichtigte den Dortmunder einer Schwalbe. Die TV-Bilder zeigten das Gegenteil.
Stark war Malens Abwehraktion gegen den einschussbereiten Bebou (76.). Auf der anderen Seite verhinderte Baumann mit einer Fußabwehr das 1:3. Ryerson hatte den Ball energisch erobert, auf den linken Flügel gepasst, wo Adeyemi Tempo aufnahm, nach innen kurvte, zwei Hoffenheimer aussteigen ließ, aus elf Metern abzog, aber am TSG-Keeper scheiterte (82.).
Es wurde immer hitziger, auch deshalb, weil der Schiedsrichter die Übersicht verloren hatte. Mit Leidenschaft verteidigte der BVB den knappen Vorsprung. Stark der Einsatz in höchster Not (90.+4), ü-b-e-r-r-a-g-e-n-d dann die Aktion von Ryerson, der sich in der eigenen Hälfte den Ball erkämpfte, die Kraft hatte für einen Vorstoß, sich an der Linie gegen Bebou und Grillitsch durchsetzte und dann plötzlich nur noch Baumann vor sich hatte. Durch die Beine des TSG-Keepers traf Ryerson zum 1:3 (90.+5).
Ausblick:
In der kommenden Woche hat der BVB zweimal Heimrecht: zunächst gegen den AC Mailand (Mittwoch, 21 Uhr), dann gegen Champions-League-Teilnehmer Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr).
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 6. Spieltag
TSG HOFFENHEIM – BORUSSIA DORTMUND 1:3 (1:2)
TSG Hoffenheim: Baumann – Kabak, Brooks (84. Bischof), Vogt – Bebou, Grillitsch, Skov (68. Bülter) – Prömel (68. Berisha), Stach – Beier (84. Justvan), Kramaric (87. Becker)
Bor. Dortmund: Kobel – Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Bensebaini – Nmecha (69. Can), Özcan – Brandt (64. Adeyemi), Reus (80. Süle), Malen (80. Wolf) – Füllkrug (80. Haller)
Bank: Philipp, Samassekou, Akpoguma, Szalai – Meyer, Reyna, Moukoko, Bynoe-Gittens
Tore: 0:1 Füllkrug (18., Brandt), 1:1 Kramaric (25., Hummels an Stach), 1:2 Reus (45.+3, Malen), 1:3 Ryerson (90.+5)
Eckstöße: 4:3 (Halbzeit 2:2), Chancenverhältnis: 6:5 (2:3)
Schiedsrichter: Badstübner (Nürnberg), Gelb-Rote Karte: Bensebaini (70., Ballwegschlagen), Gelbe Karten: Brooks, Vogt – Hummels, Nmecha
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft), Wetter: trocken, 19 Grad