Spielbericht
BVB bringt frühe 2:0-Führung nicht ins Ziel
Es berichtet Boris Rupert
81.365 Zuschauer im ausverkauften SIGNAL IDUNA PARK, darunter 4.000 Anhänger des Aufsteigers, sahen einen in der ersten Hälfte in allen Belangen tonangebenden BVB, der sich früh mit 2:0 in Front schoss: Brandt in der siebten Minute mit einem Kracher unter die Latte, Can per Elfmeter (15.). Nach der Pause änderte sich das Bild komplett, Heidenheim wurde immer stärker und nahm durch die Tore von Eren Dinkci (61.) und Tim Kleindienst (82., Elfmeter) verdient einen Punkt mit.
Ausgangslage:
Erstmals trafen beide Klubs in einem Pflichtspiel aufeinander. Der BVB war mit vier Zählern (1:0 gegen Köln, 1:1 in Bochum) in die Saison gestartet, Heidenheim noch punktlos nach guten Leistungen, jedoch unglücklichen Ergebnissen in Wolfsburg (0:2) sowie zuhause gegen Hoffenheim (2:3 nach 2:0-Führung).
Personalien:
Bis auf Julien Duranville, Thomas Meunier (beide Aufbautraining) und Giovanni Reyna (Rückstand) waren alle Profis fit. Niclas Füllkrug war 24 Stunden nach seiner Verpflichtung gleich mit dabei im Spieltagskader, nahm aber ebenso wie Mats Hummels und Felix Nmecha auf der Bank Platz. Niklas Süle und Karim Adeyemi starteten stattdessen.
Taktik:
Wie schon zuletzt in Bochum und wie fast immer im Jahr 2023 reihten sich die Schwarzgelben in einer 4-3-3-Grundordnung auf. Marcel Sabitzer und Julian Brandt besetzten die offensiven Halbpositionen des Dortmunder Mittelfelds; erstmals in dieser Saison kam lief der Angriff so auf wie in der erfolgreichen Rückrunde mit Donyell Malen, Sébastien Haller und Karim Adeyemi. Der BVB zog den Gegner immer wieder auseinander und spielte dann die Bälle in die Tiefe. Heidenheim trat in einer 4-4-1-1-Grundordnung an. Vor zwei Viererketten störten Adrian Beck und Tim Kleindienst den Dortmunder Aufbau.
Spielverlauf & Analyse:
Der BVB ging die Partie mit hoher Intensität an, gewann nicht nur deutlich die Mehrheit der Zweikämpfe, sondern überzeugte mit Passschärfe und Rhythmuswechseln. Heidenheim war fast ausschließlich in der Defensive beschäftigt, versuchte aber durchaus, nach Balleroberung schnell nach vorne zu kommen, meist über die linke Seite mit Jan-Niklas Beste.
Borussia wurde für die aktive, schnörkellose Spielweise schnell belohnt. Mainka schoss eine abgewehrte Malen-Flanke an den angelegten Arm von Emre Can. Die Kugel landete bei Brandt, der halbrechts im Strafraum aus der Drehung mit links abzog und sie unter die Latte knallte – 1:0 (7.). Acht Minuten später wieder Brandt: Nach Ramy Bensebainis Zuspiel wollte er den Ball von links in den Strafraum geben; Lennard Maloney war dazwischen, mit dem ausgestreckten Arm. Schiedsrichter Tobias Reichel schaute sich die Szene am Monitor an und entschied auf Handelfmeter, den Can sicher im linken Eck unterbrachte (15.).
In der Folge erspielte sich der BVB zahlreiche Chancen, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Sabitzer tauchte nach Bensebainis Zuspiel vor Torwart Müller auf, der klärte mit dem Fuß (19.). Nach schneller Kombination über Malen und Wolf drückte Sabitzer den Ball knapp am Tor vorbei (26.), Malen scheiterte aus spitzem Winkel am Keeper (28.) und zog kurz vor der Pause scharf aus 17 Metern ab: Der Ball ging knapp drüber (43.). Borussia Dortmund legte die beste Halbzeit der noch jungen Saison hin, war in allen Belangen überlegen (10:3 Torschüsse, 64 Prozent der Spielanteile, 58% gewonnene Zweikämpfe).
Schwarzgelb ging den zweiten Durchgang nicht so konsequent an wie den ersten, ließ den Gästen Räume und gestattete ihnen eine XXL-Chance: Zunächst parierte Kobel einen Kopfball von Maloney nach einem Freistoß von Beste stark, den Abpraller köpfte Beck an den linken Pfosten, den weiteren Abpraller köpfte Mainka an den Arm von Pieringer. Von dort sprang er ins Tor, doch der Treffer zählte nicht (52.). Auf der anderen Seite hatte der von Brandt angespielte Malen die Chance aufs 3:0, doch er bekam den Ball nicht an Müller vorbei, den Nachschuss verzog Sabitzer knapp (56.).
Nach einer Stunde war Heidenheim nicht nur optisch, sondern auch mit dem Resultat wieder voll im Spiel. Borussia gab zu viele Bälle zu leichtfertig her, wie diesen, den sich Theuerkauf schnappte, von links an die Strafraumkante flankte, Dinkci nahm den Ball technisch stark mit und jagte ihn zum 1:2 ins rechte Eck. Keine Chance für Kobel. Nur 60 Sekunden später hätte der BVB den Zwei-Tore-Vorsprung wieder herstellen können. Erneut scheiterte Malen am Fuß von Torhüter Müller. Brandt und Sabitzer hatten diese Großchance eingefädelt.
Dann die 76. Minute. Nach einer abgewehrten Standardsituation flog der Ball wieder Richtung Dortmunder Strafraum. Haller verlor nach der Annahme die Ballkontrolle, hielt den nachsetzenden Beste – Elfmeter. Zunächst wurde die Entscheidung zurückgenommen, der Video-Assistent hatte eine Abseitssituation erkannt. Doch noch bevor der BVB den Freistoß ausführen konnte, meldete sich der Video-Assistent erneut. Es wurde auf „neue Spielsituation“ erkannt, also doch Elfmeter, den Kleindienst in der 82. Minute verwandelte.
Der BVB – mit Füllkrug für Haller – hatte den Faden verloren und rannte sich immer wieder fest, während Heidenheim hoch anlief, weiter früh störte und die zwölfminütige Nachspielzeit überstand, denn Felix Nmecha traf in der 100. Minute nur die Latte.
Ausblick:
Die erste „Länderspielpause“ steht an. Fortgesetzt wird die Liga in zwei Wochen. Dann – am Samstag, 16. September – tritt Borussia Dortmund beim Sportclub Freiburg an.
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 3. Spieltag
BORUSSIA DORTMUND – 1. FC HEIDENHEIM 2:2 (2:0)
Bor. Dortmund: Kobel – Wolf, Süle, Schlotterbeck, Bensebaini – Can – Brandt, Sabitzer (89. Moukoko) – Malen, Haller (78. Füllkrug), Adeyemi (64. Nmecha)
1. FC Heidenheim: Müller – Traoré, Mainka, Siersleben, Theuerkauf – Dinkci (90. Pick), Maloney, Thomalla (46. Pieringer), Beste (90.+11 Sessa) – Beck (62. Dovedan) – Kleindienst
Bank: Meyer, Özcan, , Reus, Hummels, Ryerson, Bynoe-Gittens – Eicher, Schöppner, Gimber, Schimmer, Keller
Tore: 1:0 Brandt (7., Can), 2:0 Can (15., Handelfmeter, Maloney), 2:1 Dinkci (61., Theuerkauf), 2:2 Kleindienst (82., Foulelfmeter, Haller an Beste)
Eckstöße: 3:6 (Halbzeit 1:3), Chancenverhältnis: 9:4 (6:0)
Schiedsrichter: Reichel (Sindelfingen), Gelbe Karten: Bensebaini, Haller, Can – Dinkci, Beste, Pieringer
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft), Wetter: trocken, 16 Grad