Spielbericht
Adeyemi und Ryerson schießen BVB zum Sieg in München
Aus München berichtet Boris Rupert
Knapp 9.000 Schwarzgelbe unter den 75.000 Zuschauern in der Allianz-Arena jubelten in der zehnten Minute über das Tor von Karim Adeyemi zum 0:1. In einer offenen, interessanten Partie mit Chancen auf beiden Seiten hatte Felix Nmecha zu Beginn der zweiten Hälfte das 0:2 auf dem Fuß, scheiterte aber an Sven Ulreich im Bayern-Tor (53.). Julian Ryerson machte es 30 Minuten später besser und erhöhte mit einem Schuss aus 16 Metern auf 0:2.
Ausgangslage:
Die beiden Champions-League-Viertelfinalisten durchlebten vor der Länderspiel-Pause einen deutlichen Aufwärtstrend: Borussia Dortmund hatte erstmals seit über einem Jahr vier Pflichtspiele hintereinander gewonnen, Bayern München drei Partien. Borussias bislang letzter Sieg in München lag fast zehn Jahre zurück (April 2014).
Personalien:
Trainer Edin Terzic musste weiterhin auf Gregor Kobel (nun Infekt) sowie letztmals auf Marcel Sabitzer (Rotsperre) verzichten, zudem auf Donyell Malen (Oberschenkel) und Rami Bensebaini (Knie). Dafür zählte Sébastien Haller erstmals seit dem 16. Spieltag zum Kader. Im Vergleich zur Partie gegen Frankfurt (3:1) gab es drei Änderungen in der Startelf: Julian Ryerson, Felix Nmecha und Jadon Sancho ersetzten Marius Wolf, Marco Reus (beide Bank) und den verletzten Malen.
Taktik:
Beide Teams begegneten sich in einer 4-2-3-1-Grundordnung, stellten das Zentrum und zwangen die jeweils aufbauende Mannschaft zum Spiel über die Außenpositionen. Der BVB reagierte Mitte der ersten Hälfte darauf, als sich Linksverteidiger Maatsen bei Ballbesitz ins Mittelfeldzentrum orientierte.
Spielverlauf & Analyse:
Wach und aggressiv starteten die ganz in Gelb angetretenen Borussen in eine Begegnung, in der sich beide Teams zunächst gegenseitig neutralisierten. Kurz nach einer Kopfballchance für Münchens Kane setzten die Dortmunder zum Gegenschlag an. Schlotterbeck eroberte den Ball gegen Müller, und dann ging es schnell nach vorne. Brandt spielte aus halblinker Position einen scharfen Pass auf den mitgelaufenen Adeyemi, der de Ligt abhängte, links im Strafraum aus spitzem Winkel abzog und ins lange Eck traf (10.).
Acht Minuten später hätte der BVB das 0:2 nachlegen können. Nach einer abgefangenen Ecke stoppte Schlotterbeck einen Bayern-Konter und leitete mit seinem Pass auf den rechten Flügel zu Sancho eine dicke Chance ein: Der Engländer spielte klug zurück auf den aufgerückten Hummels, doch der versuchte es aus 14 Metern mit der Innenseite statt mit seinem „Markenzeichen“, dem Schuss mit dem Außenrist. Der Ball ging jedenfalls deutlich am Tor vorbei.
Der BVB spielte nicht nur gut mit, er hatte auch das Glück des Tüchtigen: In Minute 23 setzte der freistehende Kane einen Kopfball aus fünf Metern am Tor vorbei. Fünf Minuten später blockte Hummels einen Kane-Schuss zur Ecke. Und dann nochmals Hummels: Nach Kimmich-Flanke und Müller-Verlängerung kam Dier aus nächster Nähe zum Kopfball, doch der Routinier klärte artistisch vor der Linie (35.). Die Bayern hatten in dieser Phase ein Übergewicht, Borussia aber hielt dagegen und kam noch zu einer weiteren guten Möglichkeit: Nach Sanchos Hereingabe ging Goretzka hohes Risiko, FCB-Keeper Ulreich verhinderte ein Eigentor (43.).
Bayern kam druckvoll aus der Kabine, Borussia brauchte ein paar Minuten, um etwas Ruhe ins eigene Spiel zu bekommen. Adeyemi ging links mutig an zwei Gegenspielern vorbei, doch de Ligt wehrte am Fünfer ab (51.). Kurz darauf spielte Ryerson rechts von der Grundlinie zurück auf den aufgerückten Nmecha, der mit seinem Schuss aus acht Metern am stark parierenden Ulreich scheiterte (53.). Das hätte das 0:2 sein können! Fünf Minuten später legte Nmecha quer für den aufgerückten Hummels, der aus 17 Metern knallhart abzog, doch Ulreich war auf dem Posten.
Der BVB hielt dagegen und setzte auch immer wieder offensive Akzente. Nach Brandts Balleroberung marschierte Maatsen über das gesamte Feld, schoss dann knapp rechts am Tor vorbei. Ein Pass auf den mitgelaufenen Adeyemi wäre die womöglich bessere Option gewesen (66.).
Einer war für den anderen da – und Hummels überragte alle. Der FCB reagierte mit einem Dreifach-Wechsel. Auch Terzic brachte frische Kräfte: Reus ersetzte Brandt; Özcan für Nmecha war die defensivere Variante für die Doppel-Sechs. Erst in Minute 75 verbuchten die Gastgeber die erste Chance in Durchgang zwei. Nach Kimmichs kurz gespieltem Freistoß hielt Coman aus 18 Metern drauf, Meyer wehrte ab zur Ecke. Auf der anderen Seite pflückte sich Ulreich die auf Adeyemi gedachte Hereingabe von Schlotterbeck (81.).
Doch kurz darauf durften sie jubeln: Der BVB attackierte über links, der eingewechselte Haller hatte 16 Meter vor dem Tor das Auge für den Mitspieler. Statt selbst abzuziehen, legte er ab für Ryerson, der zwei Meter rechts von ihm stand. Der Norweger jagte die Kugel flach ins linke Eck (83.). Kurz vor Ablauf der 90 Minuten traf Kane, doch der Treffer zählte nach VAR-Eingriff nicht.
Ausblick:
Am kommenden Samstag empfängt der BVB den VfB Stuttgart im SIGNAL IDUNA PARK. Anstoß ist ebenfalls um 18:30 Uhr.
Teams & Tore
Fußball-Bundesliga, 27. Spieltag
BAYERN MÜNCHEN – BORUSSIA DORTMUND 0:2 (0:1)
FC Bayern: Ulreich – Kimmich, de Ligt, Dier, Davies (84. Choupo-Moting) – Laimer (73. Mazraoui), Goretzka – Sané (63. Coman), Müller (63. Tel), Musiala (63. Gnabry) – Kane
Bor. Dortmund: Meyer – Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Maatsen – Nmecha (67. Özcan), Can – Sancho (84. Bynoe-Gittens), Brandt (67. Reus), Adeyemi (84. Wolf) – Füllkrug (74. Haller)
Bank: Peretz, Kim, Upamecano, Zaragoza – Lotka, Duranville, Moukoko, Süle
Tore: 0:1 Adeyemi (10., Brandt), 0:2 Ryerson (83., Haller)
Eckstöße: 7:4 (Halbzeit 2:2), Chancenverhältnis: 4:6 (3:3)
Schiedsrichter: Osmers (Hannover), Gelbe Karten: keine
Zuschauer: 75.024 (ausverkauft), Wetter: bei Anpfiff sonnig, 18 Grad